Sonntag, 30. November 2008

Meine Antonia / Willa Cather (übersetzt von Stefanie Kremer)

Obwohl der Titel die Figur Antonia in den Mittelpunkt stellt, ist das Buch auch ein Porträt von verschiedenen Einwandererschicksalen im Westen Amerikas, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erzählt wird aus der Sicht des Waisen Jim, der bei seinen Grosseltern aufwächst. Zur gleichen Zeit, wie er zu seinen Grosseltern kommt, bezieht eine böhmische Familie in der Nachbarschaft ihr Heim. Sie leben sehr ärmlich in einem Erdhaus und sind auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen. Jim schliesst Freundschaft mit den beiden Töchtern und bringt Antonia (der älteren von beiden) Englisch bei. Nachdem der Vater von Antonia stirbt können die Kinder nicht mehr viel Zeit miteinander verbringen, da Antonia ihrem Bruder helfen muss, die Felder zu bestellen und so für das Überleben der Familie zu sorgen. Erst später, als sie beide in die nächstgelegene Stadt gezogen sind (Jim geht dort zur Schule, Antonia arbeitet als Haushaltshilfe), verbringen sie wieder mehr Zeit miteinander. Zu dieser Zeit treten auch noch andere Figuren auf, so auch zwei Freundinnen von Antonia, deren Lebenslauf dem Leser bis ins Erwachsenenalter erzählt wird. Gemeinsam ist Ihnen, dass sie alle eingewandert sind in dieses Land voller Möglichkeiten, nur was sie daraus machen ist sehr verschiedenen und unerwartet.
Obwohl man wenig über die Gefühle und Gedanken der Menschen im Buch erfährt, wachsen sie einem ans Herz und man glaubt ihre schwierigen Lebensumstände zu verstehen und bewundert umso mehr, dass sie nicht den Mut verloren und für ein glückliches Leben gekämpft haben.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und fand es interessant, etwas über das Leben der Einwanderer zu erfahren, die sich im Amerika des 19. Jahrhunderts das Leben hart erkämpfen mussten.

Montag, 7. April 2008

Blindband / Gilbert Adair

Das Buch ist schon 1999 auf Deutsch erschienen und dieses Jahr neu aufgelegt worden im C.H. Beck Verlag.
Der Roman dreht sich um einen Schriftsteller, der durch einen Unfall seine Augen verloren hat und durch Verbrennungen enstellt ist, und einen jungen Mann, der dem Autor gegen Bezahlung dabei helfen soll, ein Buch zu schreiben. Die Geschichte, die relativ ruhig beginnt und grausig-spannend endet, ist fast ausschliesslich in Dialogform geschrieben. Allein wegen der Schreibart hat sich für mich die Lektüre des Buches schon gelohnt. Dazu kommt, dass der Roman nicht nur vortrefflich zeigt, wie abhängig und ausgeliefert ein Blinder ist, sondern auch damit spielt, wie schwierig es manchmal sein kann zu sagen, wer Opfer und wer Täter ist. Es ist eines jener Bücher, bei denen man erst am Schluss die Bedeutung von gewissen Szenen begreift und darum nochmals zurückblättern und sie wieder lesen muss. Sehr zu empfehlen!

Sonntag, 23. März 2008

Doppler / Erlend Loe

Der Protagonist ist ein Aussteiger, der alleine im Wald lebt. Anstatt sich um seine zwei Kinder und seine Frau zu kümmern, freundet er sich mit einem Elch-Kalb an, dessen Mutter er zur Nahrungsmittelbeschaffung töten musste. Ein etwas zweifelhafter Zeitgenosse aus moralischer Sicht gesehen, der einem nichts desto trotz sympathisch wird. Wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, ist das Buch einfach lustig und herzig (dafür sorgt das Elch-Kalb) und ich habe es auf jeden Fall sehr gerne gelesen.